Wer ist Janet Yellen?
Wer ist Janet Yellen? Das fragt sich die Wirtschafts- und Finanzwelt, seit die Ökonomin Anfang Oktober 2013 zur FED-Präsidentin nominiert wurde. Sie wird dieses Amt ab Beginn des Jahres 2014 von ihrem Vorgänger Ben Bernanke übernehmen. Für die Beantwortung der Frage: Wer ist Janet Yellen? sind sicher zwei Dinge interessant: Sie ist mit dem Wirtschaftsnobelpreisträger George Arthur Akerlof verheiratet und erhielt 2010 den Adam Smith Award, der zu Ehren des schottischen Verfechters liberal-ethischer Märkte Adam Smith vergeben wird, der im 18. Jahrhundert die klassische Nationalökonomie begründete.
Leben von Janet Yellen
Janet Louise Yellen wurde 1946 in Brooklyn geboren, sie studierte Wirtschaftswissenschaften und ist schon seit 2010 Vizepräsidentin der FED. Die gläubige Jüdin Yellen galt als höchstbegabt und schloss ihr Studium 1967 mit summa cum laude ab (Brown University, Bachelor-Abschluss). Ihren Ph.D. machte sie 1971 an der Yale, noch in diesem Jahr begann sie als Dozenten an der Harvard University zu lehren. Yellen wurde dann ab 1974 Research-Fellow-Mitarbeiterin am Massachusetts Institute-of Technology und im selben Jahr schon Mitarbeiterin beim Board of Governors der FED. Diesen Posten behielt sie mit Unterbrechungen bis 1978, zwischenzeitlich arbeitete sie wieder als Dozentin und im Budget Office des US-Kongresses. Sie wurde zur Professorin berufen und ist inzwischen emeritiert. Ihre Karriere bei der FED nahm sie ab 1994 wieder auf, sie beriet US-Präsident Bill Clinton (1997 - 1999) und arbeitete bis 2010 als CEO der San Francisco FED, einer der 12 Außenstellen der nationalen FED. Schon 2009 war sie stimmberechtigtes Mitglied des FED-Offenmarktausschusses, der die Währungspolitik bestimmt, 2010 ernannte sie Barack Obama zur FED-Vizepräsidentin. Als sie im selben Jahr den Adam-Smith-Preis erhielt, den seit 1982 die National Association for-Business Economics verleiht, konstituierten sich für die Finanz- und Wirtschaftswelt die Ideen, für die Janet Yellen steht. Wie der Namensgeber Smith (1723 - 1790) vertritt sie eine liberale Ökonomie, die dem Wohle der breiten Massen dienen soll. Smith war Moralphilosoph und Aufklärer, er forschte zum freien Markt, zur Verteilungstheorie, zur Rolle des Staates und zum Außenhandel. Seine Kernidee lautete, dass Menschen für Menschen arbeiten und dass Ökonomie ihre mächtigste Triebfeder durch einen gewachsenen Moralkodex erhält. Man darf von Janet Yellen erwarten, dass sie als FED-Chefin diesen Prämissen folgt.
Wer ist Janet Yellen nach ihren Statements?
In ihrer Anhörung im Bankenausschuss des US-Senats, die der Nominierung zur FED-Präsidentin vorausging, sagte Yellen, sie halte es für dringend geboten, die wirtschaftliche Erholung nach Kräften zu fördern. Die globale Finanzwelt sieht in Yellen eine Vertreterin des "lockeren Geldes", doch die erste Frau an der FED-Spitze hat ein größeres Bild im Blick. Sie will den Arbeitsmarkt und das Wachstum stärken, dabei aber mit Augenmaß vorgehen. In derselben Anhörung machte sie auch klar, dass sie keinesfalls gedenke, die milliardenschweren Aufkäufe von Staatsanleihen durch die FED bis in alle Ewigkeit fortzuführen. Diese Anleihenkäufe dienen der Stütze der Finanzwirtschaft, wenn das Mittel der ersten Wahl - die Zinssenkungen - ausgereizt ist. Das ist in den USA schon seit 2008 der Fall, die Zinsen pendeln in einem Korridor zwischen 0,00 bis 0,25 Prozent (EZB-Zinsen seit 2013: ebenfalls 0,25 Prozent). Janet Yellen ist daher keinesfalls eine Vertreterin des modernen Gelddruckens per Zinssenkung und Anleihenaufkauf, sie hat die Gesamtwirtschaft im Fokus und wird durchaus zu anderen Methoden greifen, wenn die Stabilität der Geldpolitik dies erfordert. Die von Kritikern aus dem republikanischen Lager gefürchtete Geldschwemme inklusive Spekulationsblase an den Aktienmärkten könnte also ausbleiben. Yellen wird von den Demokraten um Barack Obama unterstützt, denen ebenfalls der Arbeitsmarkt und die Gesamtstabilität der amerikanischen Wirtschaft - vor allem der produzierenden Wirtschaft und nicht nur des Bankensektors - am Herzen liegt. Vorerst hat allerdings der FED-Offenmarktausschuss, dem Yellen angehört, das Aufkaufprogramm von Staatsanleihen fortgeführt. Dessen Umfang beträgt monatlich rund 63 Milliarden Euro und führt wahrscheinlich jetzt schon (Stand: Dezember 2013) zu einer sehr soliden Hausse an den Aktienmärkten, denn der Dow Jones und auch der Dax schwingen sich seit Wochen zu immer neuen Rekordhochs auf. Die FED orientiert sich bei ihren Programmen - auch den Leitzinsentscheidungen - an der amerikanischen Arbeitslosenquote von derzeit 7,3 Prozent, die nach Wunsch der Banker auf 6,5 Prozent sinken soll. Da hierzu auch echte wirtschaftliche Erholung gehört, hat Yellen noch ein gutes Stück Arbeit vor sich. Ein Abwürgen der steigenden Aktienindizes ist wohl vorerst nicht zu befürchten.